"was?! du warst an der demo? du warst einer von diesen idioten,
dank denen ich samstagabend nicht durch die stadt kam?!"
meine lieben kinder, ich bin schrecklich empört und deprimiert ab all den gehässigen
reaktionen die ich (gottseidank eher in der minderheit) darauf erfahre.
es ist übelst beschämend, dass sich oft genau diese lustigen kobolde,
die sich tagelang an der fasnacht mit alkohol zudröhnen, die stadt mit müll versauen,
die büsse und die züge mit ihrem widerwärtigen gestank verpesten, sich wegen ein paar stunden,
in denen man (also wirklich!) bekannterweise am zweiten mai die stadt als
autofahrer/aussenstehende meiden sollte, aufregen.
"chill&grill!" würde einer meiner lieblingsmenschen (♥) dazu sagen.
ja, ich war demonstrieren.
ich war (friedlich) demonstrieren, weil ich verdammt nochmal froh bin,
haben andere phänomenale zuckerhäschen demonstriert, dass ich es heute als frau und
vor allem als queery ein weit besseres leben habe als viele andere vor mir.
ich war demonstrieren, weil ich diesen kuraschösen frauen und männer zum dank verpflichtet bin.
ich war demonstrieren, weil ich es nur für korrekt halte, dass auch andere menschen, die nun
in einer situation sind, die lebensunwürdig ist, davon profitieren,
dass etwas geschieht und dass man nicht einfach zuhause sitzt, man etwas mitleid
mit den flüchtlingen hat und sich dann wieder dem eigenen leben ohne weiteren gedankenverschwendung zu wendet.
ich war demonstrieren um damit zeichen zu setzen, dass ich gewisse situationen und
(un)handlungen absolut unfair finde und dass ich der meinung bin, dass man mehr
machen könnte - und dabei bin ich mir vollkommen bewusst, dass gewisse hilfe
und unterstützung auch an ihre grenzen und kapazitäten stossen. (und aussagen wie
"aber wir sind eines der europäischen länder, die am meisten den flüchtlingen hilft" bringt mich zum kötzeln - leute, das sind menschen, die unsere hilfe brauchen!!!)
ich war demonstrieren, damit man all die menschen, die ihr leben völllig eingeschränkt leben müssen oder ihr leben gar lassen mussten, niemals vergisst - seien es die bewohner der ukraine, die verfolgten homosexuellen in russland oder all die flüchtlinge, die im moment gerade mit einer fuckin' angst im herzen irgendwo draussen im meer herumirren, die in der vollkommenen verzweiflung das leben auf's spiel zu setzen, ihre heimat - vielleicht sogar ihre familie - aufgeben, weil es einfach zu gefährlich, zu unmöglich geworden ist das leben so weiterzuführen wie bisher.
ich war demonstrieren - nicht als linkes mädchen, denn dafür bin ich gar zu wenig politisch unterwegs und meine lebenseinstellung wäre doch etwas zu abweichend - sondern als ein soziales wesen, das etwas gegen die ungerechtigkeit auf der welt zu unternehmen versucht.
ich war demonstrieren um meinetwillen. weil es für mich - für uns - immer noch verboten ist, eine familie zu gründen (!!!), kinder zu adoptieren, obwohl es schon seit jahren regenbogenfamilien gibt, deren kinder völlig normal aufwachsen und ein verdammt glückliches leben führen.
ich war demonstrieren, weil ich damit all die wirklichen heroes, die aktiv gegen all
diesen ungerechtigkeiten kämpfen, damit ehren möchte und meinen tiefsten
dank und respekt entgegenbringen möchte.
und imfall demonstrieren heisst nicht nur mit irgendwelchen plakaten und tafeln mit
statements herumzulaufen. demonstrieren kann man auch tanzend
(ich weise auf das laserkätzchen hin. so geht das.)
all diese stümperhaften flambeaus, die mich mit aussagen wie "euch hört ja eh niemand zu"
und "was soll das eigentlich nützen? ihr macht euch doch nur lächerlich" in rage versetzen
möchten kann ich nur ein müdes lächeln entgegenbringen. es geht nicht (bloss) darum,
aktiv etwas dagegen zu machen - unser denken und unser handeln geht weit darüber hinaus.
es geht darum aufmerksam auf gewisse themen und probleme zu machen, diese nicht
einfach zu ignorieren. es geht darum unseren respekt und dank all denen zu bringen,
die aktiv gegen diese probleme vorgegangen sind und vorgehen. es geht darum,
euch an all die geschöpfe, die unsere hilfe brauchen, und an die ihr vielleicht ein paar
stunden mitleid entgegengebracht habt, zu erinnern. sie sind immer noch da, sie werden
noch immer verfolgt - während ihr euch im nächsten h&m ein neues t-shirt kauft
oder gerade im stau steckt und den vorderen fahrer verflucht.
die politik wollte ich hier immer raus haben und hat auf unsrem blog absolut gar nix zu suchen. allerdings habe ich mich für dieses eine mal dagegen entschieden, weil ich mal für
shorty minuten als kätzchen mit laseraugen meinen frust rausschreien muss.
dies ist mein standpunkt.
was ihr nun damit macht, ob ihr es für richtig oder vollkommen unsinnig haltet
sei euch natürlich freigestellt.
ich war demonstrieren und ich werde es nächstes jahr wieder machen.
end of balderdash.
peng.
mit diesem geschimpfe möchte ich mich absolut entfernt halten von all diesen schwachköpfen, die das gefühl haben irgendwelche böller und leuchtedinger irgendwohin zu schmeissen. es stinkt, es ist laut und eine unnötige kacke. dies betrifft auch all' die hirnrissigen, schwarzvermummten proleten. demo geht anders und ich find' euch ganz krass scheisse.